Konzept

Der Waldorfkindergarten Wilhelmshaven fand sein erstes Zuhause 1983 in einem Klassenzimmer der Grundschule Kirchreihe. Nach 5 Jahren kaufte der Verein zur Förderung der Waldorfpädagogik in Wilhelmshaven und Umgebung e.V. das Gelände der Gärtnerei Winter mit ihrem Wohnhaus in der Genossenschaftsstraße 107 a.

Viele Umbauarbeiten und Renovierungen waren nötig, die Eltern opferten über Monate ihre Wochenenden bis der Kindergarten mit einem Gruppenraum fertig war. Bald war der Zuspruch so groß, dass der Verein 1992 ein Gebäude für die zweite Gruppe anbaute und auch ein Spielkreis entstand. Seit April 2010 ist aus dem zweitägigen Spielkreis eine ganzwöchige Krippenbetreuung in einem neuen Gebäude entstanden.

So umfasst unsere Einrichtung heute eine Krippe für Kinder unter 3 Jahren und zwei große, altersgemischte Gruppen (ab 3 Jahren).

Die Kindergartenöffnungszeiten sind täglich 8:30 – 12:30 Uhr mit einer zusätzlichen Möglichkeit eines Frühdienstes von 7:30 – 8:30 Uhr und einer Mittagsbetreuung von 12:30 – 14:00 Uhr.

Allgemeines

Waldorfkindergärten sind, christlich orientiert, aber nicht konfessionell gebunden. Jede Familie, gleich welcher Weltanschauung oder Religion, kann zu uns kommen. Die Arbeit mit den Kindern findet auf einer ethisch-moralischen Grundlage statt. Diese fragt nach der Verantwortlichkeit des menschlichen Handelns in Bezug auf Mitmenschen und Schöpfung, ebenso wie nach der Achtung anderer Kulturen, Werte und Religionen.

Rudolf Steiner, der Begründer der Waldorfpädagogik, beschreibt die Entwicklung des Kindes in bestimmten zeitlichen Rhythmen (7 Jahren), in denen sich im geistigen und/oder seelischen Bereich des Kindes der Schwerpunkt seiner Interessen oder Befähigungen verändert.

So muss sich das Hauptaugenmerk bei der Entwicklung des kleinen Kindes bis zu 7 Jahren auf seine körperliche Entwicklung richten und darauf, dass diese verbunden ist mit dem Bestreben des Kindes, alles immer und immer wieder, den Erwachsenen nachahmend, zu tun. Alle seine Sinne sind darauf ausgerichtet, die Welt wahr-zunehmen, sie zu be-greifen und sich in ihr einzuleben.

Aus diesem Grunde ist der Alltag im Waldorfkindergarten folgendermaßen gestaltet:

  • Die Kinder erfahren in einem festen Tages-, Wochen- und Jahresrhythmus Halt, Ordnung und Sicherheit.
  • Die Erzieherinnen legen alle Arbeiten (Kochen, Backen, Nähen…) so an, dass sie für die Kinder durchschaubar, nachvollziehbar und so be-greifbar sind.
  • Alle Arbeiten, Lieder, Geschichten, Reigen, Fingerspiele werden immer und immer wiederholt und befriedigen auf diese Weise das tiefe Bedürfnis kleiner Kinder nach Wiederholung.

Die Waldorfpädagogik orientiert sich inhaltlich am Jahresablauf, d.h. alle Lieder, Fingerspiele, Geschichten, Puppenspiele, Reigen haben Erlebnisse und Vorgänge mit Tieren, Pflanzen und Arbeiten der Menschen in Bezug auf die jeweilige Jahreszeit als Hintergrund.

Eingewöhnungszeit

Die Kinder werden so in die Kindergartengruppen aufgenommen, dass es in der Eingewöhnungszeit für die Eltern möglich ist , die Kinder eine Zeitlang in der Gruppe zu begleiten, bis sie eine vertrauensvolle Beziehung zu den Erzieherinnen aufgebaut haben.

Schwerpunkte

  • Sprache

    Einer der ganz besonderen Schwerpunkte im Waldorfkindergarten ist die Sprache, ob sie nun gereimt in Versen, Liedern, Fingerspielen, Geschichten oder im täglichen Miteinander Ausdruck findet. Sprache und Denken hängen eng miteinander zusammen. Gedanken und Gefühle können nur sprachlich ausgedrückt werden. Um miteinander auszukommen und sich zu verstehen in aller Unterschiedlichkeit, muss man sprechen können, und all die Erscheinungen in der Welt werden vertraut, indem man sie benennt. Kinder lernen die Sprache nur in einer sprechenden Umgebung. Sie brauchen differenzierte, deutliche, bildhafte und vielfältige Sprachvorbilder. Wenn in der frühen Kindheit in dieser Form gesprochen und vorgelesen wird, entsteht in den Kindern auch die eigene Lesefreude und –fähigkeit.

  • Eurythmie

    Eurythmie ist eine Bewegungsform, die in sprechenden Gebärden alles zum Ausdruck bringen möchte, was an Gefühlen in der Seele lebt und so das bildhafte ganzheitliche Bewusstsein fördern kann.

  • Schulkinderkompetenzen

    Was in den ersten Kindergartenjahren angelegt und gepflegt wird, erüben die angehenden Schulkinder im letzten Jahr vor dem Schuleintritt besonders: Die Basiskompetenzen, die für die Schulfähigkeit von besonderer Bedeutung sind.

    1. Sozial-emotionale Kompetenz

      Diese beschreibt u. a. die Fähigkeit, Regeln einhalten und konstruktive Konfliktlöseverhaltensweisen kennen und umsetzen können, sowie zuhören, andere ausreden lassen und sich als Mitglied der Gruppe angesprochen zu fühlen. Die Kinder müssen über eine bestimmte Belastbarkeit und Frustrationstoleranz sowie Einfühlungsvermögen in die Gefühlslage eines anderen Kindes verfügen und Zuversicht in die eigene Leistungsfähigkeit mitbringen.

      Diese Fähigkeiten erarbeiten und erlernen die Kinder z. B. im Freispiel mit seinen Regeln, im täglichen Erzählkreis und bei ihren Schulkinderarbeiten.

    2. Kognitive und sprachliche Kompetenz

      Trotz vieler verschiedener Sinneseindrücke, die die Kinder ständig umgeben, sollten sie bei Schuleintritt fähig sein, sich zu konzentrieren, eine Aufgabenstellung zu verstehen und ihre Arbeit aufmerksam durchzuführen.

      Das auditive Kurzzeitgedächtnis, Merkfähigkeit und das visuelle Gedächtnis befähigt die Kinder z. B. eine Geschichte wiederzuerzählen oder Formen und Gegenstände wiederzuerkennen.

      Die sprachliche Kompetenz umfasst das grammatikalisch richtige Sprechen, das Sich-Ausdrücken in ganzen Sätzen und einen großen Wortschatz.

      Inmitten einer Schar anderer, spielender Kinder arbeiten die angehenden Schulkinder an ihren Schulkinderarbeiten (feilen, sägen, nähen, weben) und lernen dabei zu bleiben – auch, wenn es einmal nicht so „spannend“ ist.

      Märchen, Geschichten, tägliches Singen und Fingerspiele üben Merk- und Vorstellungsfähigkeit und ein gutes sprachliches Vorbild unterstützt den Erwerb einer ausdrucksstarken Sprache.

    3. Motorische Kompetenz

      Im letzten Jahr vor der Schule erüben die Schulkinder besonders eine sichere Gleichgewichtskoordination, eine gute Raumwahrnehmung und die Fähigkeit, Bewegungen gezielt zu planen und durchführen zu können (Auge-Hand-Koordination).

      D. h. um schreiben und lesen zu lernen, müssen die Kinder sich der senkrechten sowie verschiedenen Ortsbestimmungen wie oben / unten, vorne / hinten … bewusst und sicher sein, denn Buchstaben wie d/b und g/p … weisen genau diese Merkmale auf.

      Stelzenlaufen, Seilspringen, bauen mit den verschiedensten Materialien und Wahrnehmungsspiele üben und festigen diese Fähigkeiten.

Die Schulkinderarbeiten mit ihren unterschiedlichen Anforderungen wie nähen, weben, sägen, feilen und malen trainieren die Auge-Hand-Koordination, die die Kinder beim Schreiben beherrschen müssen.

Jahresfeste

Bei vielen Festen wie z.B. Ostern, Johanni, Erntefest erleben die Kinder den Rhythmus des Jahres. Sie sind wie Lichtpunkte im Jahr und können Werte wie Dank barkeit (Erntefest) vermitteln , einen religiösen Hintergrund (z.B. Weihnachten) oder eine andere Bedeutung haben.

Die Kinder brauchen sinnvolle Bilder und es ist von größter Bedeutung, dass das äußere Bild mit dem Inhalt des Festes übereinstimmt.